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Dienstag, 27. Oktober 2015

Ochi ( nein)- Tag in Griechenland ( 28.10)




Ein Tag voller Ansprachen und Pflege traditioneller Werte und Tänze. In den Schulen wurde schon seit Tagen das gemeinsame Marschieren auf dem Schulhof geprobt und entschieden, wer die Flagge vorneweg tragen darf, bei der großen Parade durch die Hauptstrasse. Parellassi! Ein magisches Wort (Betonung: Par-ellassi), dass mir von überall her begegnet. Warst du nicht auf der Parelassi? Auf welcher Parellassi warst du? Ich muss zur Parellassi, usw. Schulkinder aller Altersgruppen marschieren in ihren Schuluniformen (blau-weiß); die Mädchen in kurzen Röcken und weißen Blusen, die Jungs in Anzugs-Hosen, doch setzen sich auch Blue Jeans allmählich durch. Der Klassenlehrer (oder die Klassenlehrerin) laufen am Rande mit und halten ihre Schüler mit rhythmisch gestossenem friet.friet-friet aus der Trillerpfeife im Gleichmarsch. Man kann hier und da auch ein paar progressivere Lehrkräfte ausmachen, die ihrer Klasse eine gemässigtere Gangart erlaubten und eine zivile Fortbewegung mit normalen, unkoordinierten Schritten demonstrieren. Doch diese fallen auf. Mögen es mehr werden, denke ich da immer und meine Sympathie fliegt diesen Schulklassen, und besonders ihren mutigen Lehrern zu. Zwischen den Klassenverbänden marschieren kleine Trachtengruppen: die Mädchen hold und schön in langen, beschürzten Röcken, die Jungen wild,  mit Säbeln im breiten Bauchgurt. Jeder hat sich auf diesen Tag vorbereitet, egal ob in der Parade oder am Strassenrand. Die ganz Kleinen, die noch auf den Armen ihrer Mütter gehalten werden, betrachten mit großen Augen die vorbeiziehende Masse und suchen mit ihrer Mama in der endlos vorbeiziehenden Parellassi nach ihren Geschwistern.

Was wird am Oxi-Tag gefeiert?

Gefeiert wird der gemeinsame Widerstand des griechischen Volkes gegen den Angriff der Italiener, 1940, 2. Weltkrieg. 
Der Faschist Mousolini besetzt am 7. April 1939 Albanien und demonstriert Griechenland damit seine räumliche Nähe, doch läßt sich der griechische Diktator Metaxa davon nicht provozieren und bleibt gelassen. Aber die Italiener lassen nicht locker. Immer wieder versuchen sie, Griechenland aus seiner bisher neutralen Rolle heraus zu treiben. So bombardiert die italienische Armee griechische Marineschiffe (12.7.1940 Kreta, 31.7.1940 Naupaktos und am 2.8.1940 im Golf von Korinth) und entschuldigt sich hinterher lapidar: Ups, man habe die Schiffe für englische Kriegsschiffe gehalten. Griechenland bleibt locker, Italien gibt nicht auf und setzt eine Verleumdung in Umlauf: Griechenland unterdrücke albanische Minderheiten, doch die Griechen lassen sich nicht provozieren.
Mousolini ist darauf hin kein Tag heilig und versenkt am 15. August 1940 (dem Hochfest der Maria Entschlafung), am Wallfahrtsort Tinos das griechische Torpedoboot “Elli” Sein Gegenspieler Metaxa hält weiterhin still.
Am 28.10.1940 schließlich ändert sich alles. Ein italienischer Botschafter überreicht Metaxa zu nachtschlafender Zeit um 3 Uhr morgens ein Ultimatum. Mousolini fordert darin strategische Stellungen auf griechischen Boden (die Stadt Ioannina und die Küste Epirus). Kurze 3 Stunden später greift das faschistische Italien das Diktatur regierte Griechenland an, um es zu besetzen.
Da regt sich der Diktator Metaxa und verkündet “Nein!”, was auf griechisch oxi heißt. Dieses Nein stand und steht heute als Nationalfeiertag für einen respektvollen Umgang mit den Nachbarstaaten und der Nicht-Einmischung.
Am 14. November 1940 starten die Griechen (Armee und Bevölkerung) einen Gegenangriff und schlagen die Italiener in die Flucht. Harte Kämpfe gegen eine Fremdbestimmung von außen (innen haben sie ja den Diktator, der hier einmal gemeinsam mit dem Volk agiert) fordern ihre Opfer, doch am 26. Januar 1941 ziehen sich die demoralisierten Italiener in ihr Land zurück. Fortan wurde Metaxa als Befreier seines Volkes gefeiert - etwas Besseres konnte ihm wohl nicht passieren und so bestätigte sich die südländische Mentalität: “Halte dich raus - solange du kannst, aber wenn es nicht mehr geht, gebe dein Herzblut hinein zu siegen.” Ein Volk, geeint im Widerstand.
Heute sympathisieren Menschen auf der ganzen Welt mit diesem Nein! als Symbol für den Widerstand bei Ungerechtigkeit und Bevormundung. Ein schönes, ein stolzes Nein, wie auch ich finde.


Aber was ist mit Deutschland?


Am 6. April 1941 griffen deutsche Truppen Griechenland und (aus anderen Gründen) Jugoslawien an. Griechenland wurde in drei Besatzungszonen aufgeteilt. Athen, Thessaloniki, der Osten Thrakiens an der türkischen Grenze sowie das von den Fallschirmjägern eroberte Kreta und einige ägäische Inseln fielen an das Deutsche Reich, dessen Truppen auf dem Balkan überproportional von Soldaten aus Österreich gebildet wurden. Der Osten des griechischen Teils von Mazedonien sowie fast ganz Thrakien wurden von Bulgarien besetzt und annektiert, der Rest fiel an Italien.
Die britische Seeblockade verschärfte die Hungersnot noch
Alle Besatzungsmächte verübten Verbrechen, doch besonders grausam traten Bulgaren und Deutsche auf. Sofia betrieb eine gewaltsame Bulgarisierungspolitik und setzte auf systematische Vertreibungen, um in den eroberten Gebieten bulgarische Bauern anzusiedeln. Mit Geschichten über bulgarische Kriegsverbrechen in Griechenland lassen sich Bücher füllen. Mit denen über deutsche Untaten allerdings erst recht. Es gab viele Massaker von Waffen-SS und Wehrmacht. Die drei bekanntesten sind die von Kommeno, Kalavryta und Distomo. In Kommeno wurden im August 1943 mehr als 300 Einwohner getötet, auch Frauen und Kinder. In Kalavryta waren es im Dezember 1943 fast 500 Männer, in Distomo bei Delphi im Juni 1944 mehr als 200 Männer, Frauen und Kinder. Fast 70 Jahre später wählte der heutige Verteidigungsminister Panos Kammenos Distomo als Ort für die Gründungsversammlung seiner antideutschen Partei „Unabhängige Griechen“ aus. Zum Verständnis der Massaker gehört allerdings auch, dass in oder bei den heimgesuchten Orten zuvor Partisanenüberfälle auf Deutsche stattgefunden hatten. So waren bei Kalavryta mehr als 80 gefangene deutsche Soldaten durch die Partisanen hingerichtet worden, bevor es als Antwort zu der grausamen „Sühneaktion“ kam.
Durch die britische Seeblockade und deutsche Plünderungen verschärfte sich auch die Hungersnot in Griechenland. Als der erste Besatzungswinter 1942 endete, waren mehr als 100.000 Griechen verhungert. Auf amerikanischen Druck hin mussten die Briten ihre Blockade lockern, damit das Schweizer Rote Kreuz Nahrungsmittel nach Griechenland bringen konnte. So sank die Zahl der Hungertoten. Als die Wehrmacht im Oktober 1944 abzog, ließ sie den Krieg da. Der griechische Bürgerkrieg, der weiter Tod und Zerstörung brachte, endete erst 1949.

Sind wir aber fertig mit Nazis?




Filme:


Χρόνια πολλά Ελλάδα! ( Chronia polla Ellada) 

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